Viele von uns werden die Redewendung, dass etwas unter aller Kanone ist, schon einmal gehört haben – sei es
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seitens unserer Eltern bei der Betrachtung unseres Kinderzimmers oder
seitens unserer Lehrer bei der Rückgabe einer Klassenarbeit.
Einige von uns haben mit dieser Floskel vielleicht beim Urlaubsrückblick schon einmal zum verbalen Vergeltungsschlag gegen die Hotelküche am Urlaubsort ausgeholt. Doch was hat es mit dieser ominösen Kanone eigentlich auf sich?
Wird hier gar mit Verbalkanonen auf Spatzen geschossen?
Aber nein, natürlich nicht! Mag mit dieser Redewendung mitunter auch schweres Geschütz aufgefahren werden, so ist diese Kanone doch nicht lebensgefährlich.
Die Redewendung hat ihren Ursprung vielmehr im Mittelalter, als mit dem Canon die Qualität von Schriften- und somit deren Verbreitungswürdigkeit bestimmt wurde. Auch im schulischen Umfeld wurde der Begriff verwendet, definierte hier den Bewertungsmaßstab für schulische Leistungen.
Als Martin Luther zwischen 1498 und 1501 die Pfarrschule St. Georgen in meiner Heimatstadt Eisenach besuchte, wird er von seinen Lehrern womöglich noch das lateinische “sub omni canone” gehört haben;
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sub heißt “unter”
omni heißt “allem” / “jeglichem”
canone ist der Bewertungsmaßstab.
Ist eine Leistung also sub omni canone, so ist sie im Grunde so grottig schlecht, dass sie unter jeglicher Messlatte hindurch rutscht. Durch die geringe Verbreitung der lateinischen Sprache in der normalen Bevölkerung und wahrscheinlich durch eine Verballhornung der Redewendung unter Schülern wurde die lateinische Floskel in den folgenden Jahrhunderten eingedeutscht.
Und so wurde aus einer Schulnote eine Kanone.
Quellen
Sub Omni Canone – Wikipedia
Deutschlandradio Kultur – Das ist unter aller Kanone